Holdes Treiben

Von jetzt gehör' ich ganz zu deinen Knechten;
Ich ließ den Kreis der heitersten Genossen,
Die sorglos oft mit mir und unverdrossen
Vom Abend bis zum frühen Morgen zechten.

Sollt' ich mit dir, mein blondes Kind, drum rechten?
Was kümmern mich der Freunde tolle Glossen?
Dir hab' ich mich für ewig angeschlossen
Und will mein Schicksal in das deine flechten.

Der strengen Arbeit hab' ich mich entschlagen;
Sonst mocht' ich wohl mit Kennermiene sichtend
Durch alter Folianten Text mich plagen.

Nun blättr' ich gern auf Aeschylus verzichtend
Im Liebesfrühling und in Werthers Klagen,
Dazwischen selbst auch manche Verse dichtend.

Collection: 
1869

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  • I.
    Zum Eingang
    Mitten in des Winters Tosen
    Ist ein Frühling mir erblüht,
    Daß ein Strauß von Liederrosen
    Rings in holder Fülle glüht.

    Was kein Lenz in seiner Schöne
    Hat die Liebe nun vollbracht,...

  • O sprich es aus dieß eine Wort,
    Gesteh', daß du vergibst,
    Gesteh', daß du auch heute noch
    Aus vollem Herzen liebst.
    Und was auch Neid und Bosheit spricht
    Und lästert allerwärts,
    O glaub' den fremden Zungen nicht...

  • So wirst du nie mir ganz gehören,
    Nie, niemals ganz die Meine sein?
    Das Schicksal glaubt' ich zu beschwören,
    Aus deinem Munde sagt es: Nein.
    Ich liebte dich und durft' es wagen,
    Zu dir drängt' all mein Leben sich;
    Nun...

  • So halt' ich nun dein liebes Bild,
    Das du mir gabst, in meinen Händen;
    Denn Tröstung soll es hold und mild
    In meiner Einsamkeit mir spenden.

    Ich will in mancher stillen Nacht
    Mich in das Anschau'n ganz versenken,
    ...

  • Ja, besser ist's von dir zu lassen,
    Um niemals wieder dich zu seh'n;
    Du bist zu schön, um dich zu hassen,
    Und unerhört bleibt doch mein Fleh'n.
    Des Herzens glühendes Verlangen
    Ersticken, das so mächtig spricht,
    Wenn...