Ich harre längst schon fruchtlos auf ein Glück,
Einsam und freudlos zieh' ich meine Pfade;
Ich hoffe Nichts, ich blicke kaum zurück
Und selbst das Licht der Sonne ist mir Gnade.
Ich hoffe Nichts, ich will vergessen bleiben,
Kein holdes Ziel bethört mir mehr den Sinn -
Die Wellen mögen meinen Nachen treiben
Und mit den Wellen fließt die Liebe hin.
Einst war es anders. Um das lock'ge Haupt
Des Knaben wehten stolzerdachte Träume;
Ich war geliebt und hatte stets geglaubt,
Daß einst der Ruhm auch mir die Schläfe säume.
Wer glaubt es nicht? Wer gab nicht weinend wieder
Die Täuschung hin und fluchte dem Gewinn?
Es reißt der Sturm die schönsten Träume nieder
Und mit den Wellen fließt die Liebe hin.
Ich seh' es noch, das Landhaus hell und licht,
In Rosen liegt's, von Gärten rings umgeben,
Manch Schlinggewächs wölbt sich zur Laube dicht
Und am Spaliere ranken sich die Reben.
Kühl weht die Luft, die duft'gen Blüthen schwellen,
Des Mondes Schimmer weckt die Sehnsucht drin,
Aufrauschen mild des Mains krystallne Wellen
Und mit den Wellen fließt die Liebe hin.
Heiß war mein Sehnen, ungestüm und wild,
Ein Kind noch war ich trotzig im Begehren -
Sie kaum zur Jungfrau aufgeblüht, ein Bild
Voll stolzer Schönheit, werth es zu verehren.
Ich seh' sie noch die Locken, seh' die Wangen,
Das dunkle Auge und das runde Kinn;
Oft sind wir Hand in Hand am Strom gegangen
Und mit den Wellen fließt die Liebe hin.
Auf meinem ersten Lied ward ich ertappt
Und ausgelacht, eh' man es halb gelesen;
Die Füße freilich haben kaum geklappt
Und herzlich schlecht ist mancher Reim gewesen.
Seitdem hab' ich manch bessern Vers gesungen
Und doch bewahr' ich jenen treu im Sinn,
Der liebesfroh sich heilig mir entrungen,
Und mit den Wellen fließt die Liebe hin.
Beglücktes Schwärmen, ahnungsvolles Leid,
Das mächtig durch das Herz des Knaben tobte,
Der sich in Lust, in Eifersucht und Neid,
In Liebesraserei so früh erprobte.
Das Lied verklang, das damals ich gedrechselt,
Doch ob ich auch seit damals weiser bin -?
Das Ziel nur ist es, das man launisch wechselt,
Und mit den Wellen fließt die Liebe hin.
Jüngst sah ich erst den Garten und das Haus
Nach Jahren wieder, öde dagelegen,
Der Wind pfiff herbstlich, blies die Bäume aus
Und welke Blätter lagen auf den Wegen.
Aufblüh'n und welken, strahlen und zerschellen
Muß alles Schöne seit Weltanbeginn -
Dumpf rauscht dazu das Klaglied aus den Wellen
Und mit den Wellen fließt die Liebe hin.