Ergib zu früher Liebe nicht dein Herz,
Sie möchte dich durch losen Tand bethören,
Und, statt erharrter Freuden, langen Schmerz,
Statt junger Rosen, Dornen dir bescheeren.
Sie lässt in absichtloser Schwärmerey
Der bessern Triebe Feuergluth verrauchen,
Und stimmt zu kränkelnder Empfindeley
Den Muth, den wir zum ernsten Leben brauchen.
Sie überreizt des Jünglings Kraftgefühl,
Und füttert seinen Geist mit Feenträumen;
Sie rückt hinweg des edlern Strebens Ziel,
Und baut ihr Glück in hohlen Wolkenträumen.
Aus: Auserlesene lyrische Gedichte von C. L. Neuffer
Tübingen gedruckt und verlegt bey Hopfer de l'Orme 1816