Vom heitern Himmel sinket
Die stille Sommernacht,
Und Lunens Fackel blinket
In strahlenreicher Pracht;
Der Dämmrung Flor umschwebet
Die abgekühlte Flur,
Und tiefe Stille webet
Im Schooße der Natur.
Nun hebt der Geist sich freyer
In seiner eignen Welt,
Nun wird von höher'm Feuer
Der innre Sinn erhellt,
In schöner'm Reiz entfalten
Sich nun vor meinem Blick
Der Phantasie Gestalten,
Und meiner Hoffnung Glück.
Ich sehe nun die Eine,
Die sich mein Herz erwählt,
Im seligsten Vereine
Der Liebe mir vermählt;
Ich sehe nun entschleiert
Die Zukunft, sehe schon
Mit hoher Lust gefeiert
Der Treue süssen Lohn.
Sey, wer da will, geehret,
Und reichbegabt vom Glück;
Wird sie nur mir gewähret
Vom gütigen Geschick:
Dann will ich nichts mehr hoffen,
Nichts fleh'n und wünschen mir;
Mir ist der Himmel offen,
Die Welt ist mein mit ihr.
Aus: Gedichte von Christian Ludwig Neuffer
Stuttgart bei J. F. Steinkopf 1805