Sie ist entfloh'n; mein weinend Auge findet
Sie rings nicht mehr, des Herzens Königinn.
Ich bin nicht mehr ich selbst; mein Leben schwindet
In banger Trauer hin.
Als wär' ein Theil von meinem Geist geschieden,
So treib' ich rastlossehnend mich umher;
In stummem Harme lechzt mein Herz nach Frieden,
Und findet ihn nicht mehr.
An jenem Baum, der auf die Quelle schattet,
Wo ich im Abendglanz mit Ida stand,
Dort werf' ich oft, von Klagen abgemattet,
Mich auf den Blumenrand.
Im Eichenhain, wo jene Thränenweide,
Bey der sie saß, auf freyem Plane steht,
Dort sinn' ich oft, warum des Menschen Freude
Wie fallend Laub vergeht.
Oft seh' ich dort der Wolken hohem Zuge
Bekümmert nach, die ihr entgegen zieh'n,
Und wünsche mit der Vögel raschem Fluge
Zur Holden hinzuflieh'n.
Dann seufz' ich laut, und helle Tropfen beben
Im Auge mir, umhüllt vom Thränenflor,
Und aus der Zukunft dunkler Halle schweben
Mir Nachtgestalten vor.
Aus: Gedichte von Christian Ludwig Neuffer
Stuttgart bei J. F. Steinkopf 1805