Meine Wünsche

Am Silber-Bach, im Schatten einer Linde,
Wo murmelnd eilt die Well' zum stillen Teich,
Mir Kühlung säuseln sanft im West die Winde,
Da schmück' o Flora! mir ein kleines Reich. -

Es kreiseln hier die munteren Forellen,
Sich sammelnd um den kleinen Fischer-Kahn,
Das Brodt erhaschend im Krystall der Wellen,
Wenn buntgefleckt auf meinen Ruf sie nah'n.

Auch nisten Vögelchen in Schatten-Gängen,
Die pflegt' ich treu mit freudetrunk'nem Blick,
In der Natur geheiligten Gesängen
Schreckt' sie hier nichts vom grünen Zweig zurück.

Hier nah'te ihnen nicht in list'gen Schlingen
Der Tod, kein Jäger mit gespanntem Hahn
Käm' her und lähmte ihrer Freiheit Schwingen,
Strebt' mit verstecktem Netze sie zu fahn.

Denn dicht umzäunte eine Ahorn-Hecke
Mein Gärtchen mir im engbegrenzten Thal,
Und froh durcheilt' mein Fuß die kleine Strecke,
Die alles beut zum ländlich stillen Mahl.

Hier pflanzt' ich Trauerweiden und Platanen,
Dort Lerchen, Erlen bei dem Hagedorn;
Wo Nachtigallen lieblich flötend mahnen
Zum süßen Schlummer an dem kühlen Born,

Da blühen Nelken, Veilchen, Anemonen
Und Immortellen bei der Rose Gluth;
Jasmin umdufte purpurrothe Bohnen,
Es winde Singrün sich zum Eisenhut. [Singrün=Immergrün]

Vergißmeinnicht, das Sinnbild frommer Treue,
Dies blüh' im Thal voll holder Lieblichkeit,
Bescheiden, wie des Himmels lichte Bläue,
Ists's Blümchen edler Freundschaft nur geweiht.

Die Wege sind mir rein mit Kies bedeckt,
Gesträuche wehren dicht dem Sonnenstrahl,
Rothkehlchen necken sich, im Laub verstecket,
Auf Blüthenranken in dem schönen Thal.

Es führet mich auf goldumstreifte Höhen
Ein Weg, geschützt von dichtverzweigtem Laub,
Nicht scheue ich die steile Bahn zu gehen,
Der Schattengang ist kühl und frei von Staub.

Die Ferne, die das Auge kaum erreichet,
Sie winket mir vom schroffen Felsenrand,
Wo sanft erhöht das Ufer rückwärts weichet,
Lacht blühend mir der Rebe schönes Land.

Es prangen Trümmer dort auf steilen Höhen,
Der Söller schimmert noch von alter Pracht,
Obgleich ihn wilde Ranken überwehen -
Wo bliebst du Größe stolzer Erden-Macht?

Ihr Hütten, wo der fleiß'ge Landmann wohnet,
Umsäuselt von der Frucht-Bäum' jungem Grün,
Wo Fröhlichkeit, Genügsamkeit noch thronet,
Wie zieht es mich zu euerm Anblick hin!

Empfindung schauet hier des Schöpfers Güte,
Anbetung staunet hier im Geist den Herrn,
Hier, wo der Muse hehre Götter-Blüthe
Die Stirn des Dichters schmückt beim Abend-Stern.

Es bleibe heil'ge Freistätt' mir dies Oertchen,
Kehr ich am Abend müde hin zum Hain;
Vertrauen öffnet mir das kleine Pförtchen
Zum Heiligthume an dem alten Rhein.

Collection: 
1827

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