Die Spinnerin

Schnurre du mein Rädchen!
Spinne mir ein Fädchen,
Feiner noch wie Seide;
Meiner Augen Weide
Ist der weiße Lein,
Der mir füllt den Schrein.

Schnurre du mein Rädchen!
Braven deutschen Mädchen
Kann dich nichts ersetzen,
Sie dich höher schätzen,
Als den Schmuck von Gold,
Alle sind dir hold.

Schnurre du mein Rädchen
Flink mir um das Drähtchen!
Tanzen, Jubeln, Singen
Weiß sich zu erringen,
Kann die Spinnerin,
Bringt ihr Fleiß Gewinn.

Für das Haus zu sorgen
Weckt mich früh der Morgen,
So dreht sich das Rädchen
Flinker noch um's Drähtchen,
Unterm Dach von Stroh
Lebt es sich so froh!

Brausen draus die Winde,
Läufst du mir geschwinde,
Fritzen harrt sein Liebchen
Hier im warmen Stübchen
Bei des Lämpchens Schein
Deckt auch Schnee den Hain.

Meinem Turteltäubchen,
Schnäbelt's mit dem Weibchen,
Streich ich das Gefieder,
Schäkernd pickt's am Mieder -
Klopft mir dann das Herz
Hoch vor süßem Schmerz.

Denn es geht vom Munde
Flüsternd in die Runde;
"Fritzens Braut ist Käthchen!"
Leise schnurrt mein Rädchen,
Sprechen sie vom Tanz
Und dem Hochzeitskranz.

Schnurre denn mein Rädchen!
Spinne fein das Fädchen!
Ist der Fleiß der Bräute
Doch die Augenweide
Dem, der freien kam,
Wie dem Bräutigam.

Collection: 
1827

More from Poet

  • Du Bild der engelgleichen, sanften Güte!
    Das Liebe hehr und reizend ausgeschmückt,
    In Harmonie sprichst du zu dem Gemüthe,
    Das reine Sympathie mit dir beglückt.

    Die Grazien umschweben deine Schritte,
    Mein Auge sah bewundernd...

  • Ja! ewig im Entzücken deiner Freuden
    Möcht' ich, Natur! die trunk'nen Blicke weiden, -
    Du giebst allein dem Herzen jenen Frieden,
    Den Gottes Güte uns schon hier beschieden.

    Der milde Aether, der die Welt umschwebet,
    Uns stets...

  • Am Silber-Bach, im Schatten einer Linde,
    Wo murmelnd eilt die Well' zum stillen Teich,
    Mir Kühlung säuseln sanft im West die Winde,
    Da schmück' o Flora! mir ein kleines Reich. -

    Es kreiseln hier die munteren Forellen,
    Sich...

  • In dem reinen, höhern Streben
    Sucht der Geist den Weg zur bessern Welt,
    In des Herzens seligstem Erbeben,
    Schwingt die Seele sich zum Sternen-Zelt.

    Dort, wo Sonnen zahllos glänzen
    In der großen, unermeß'nen Bahn,
    ...

  • Gleite sanft hin Bach! an dem grünen Ufer,
    Wo der Reb-Stock prangt in der höchsten Fülle,
    Weck' ihn rieselnd uns aus des Schlummers Fessel,
    Freude dem Vater!

    Seinem Fest ertönt nun ihr Wonnelieder!
    An dem Haus-Altar, in dem...