Mein Gärtchen

Liebes Gärtchen! weih' ich in dir die Stunden
Der Erinn'rung, Zauber nur, Wonne, Freude
Mich umweh'n im Farbengemisch so lieblich
Duftender Blumen.

Wie der Knospe alle so hold entblühen!
Reizend, schön geschmückt in des Morgens Kühle,
Voll der unaussprechlichen, milden Schönheit -
Göttliche Spende!

Weithin duften röthlichen Geiß-Blatts Ranken,
Wohlgeruch enthauchet der Linde Blüthe,
Kleinen Sängern wölbend das dunkle Laub zum
Tempel der Liebe.

Plätschernd gleitet übers Gestein die Welle,
Wie Krystall enthüpfet sie perlend abwärts,
Gleich Demantgefunkel im Sonnenstrahle
Glänzen die Tropfen.

Nah' dem Rand' Vergißmeinnicht freundlich blühen,
Oeffnend Kelche, blau wie der Azur, die mir
Schmückt Natur zum kleineren Gärtchens Eingang,
Wohnung der Freude.

Zart wie Sammt Aurikeln so lieblich duften,
Röthlich prangen sie an dem niedern Stängel;
Tulpen vielgesprenkelte zeigen Farben
Stolzer der Sonne.

Purpurrothe Röschen! wie herrlich öffnen
Eure Knöspchen sich in des Morgens Kühle,
Neuen Reiz entfaltend dem Auge, hohe
Wonne bereitend.

Schöner wie die Wange der holden Jungfrau
Liebe röthet, also zur Seit' auch blühen
Schwestern, aus gekräuseltem, weichen Moose
Strebend zum Lichte.

Reiner Sand bedeckt die schmalen Stege,
Veilchen mit Maßliebchen umranden alle,
Dunkelrothgesprenkelte, holde Blümchen,
Frühlings-Genossen.

Reben an geglättete Stäb' sich ranken,
Oben krumm gebeugt, einen Laubgang wölbend,
Gelbe Blüthen, ähnlich Reseda, hauchen
Reiche Genüsse.

Weiße Blüthen zieren die grünen Zweige,
Bienen schwärmen summend darinnen, Honig
Sammelnd, Vorrath kommendem Winter; edles
Vorbild des Fleißes!

Goldlack, dichtgereihet zu langen Sträußchen
Hoch am Stängel, dunkelgebräunt in Fülle
Prangen Kronen gleichzeitig; goldne Schmucks
Wonniger Anblick!

Vielgezacktem, hellgrünem Laub entwindet
Sich der Schnee-Ball, ähnlich den weißen Wölkchen,
Die am Himmel Lämmer-Gelock gleich schweben,
Mildernd die Röthe.

Flieder-Bäumchen dort an der schlanken Pappel
Beugt die Fülle nieder zur Mutter Erde,
Kelche mannigfaltig sie öffnen schöne
Zierden der Beeten.

Nebenduft erglänzet in kleinen Perlchen,
Labung spendend; nahet des Mittags Schwüle,
Neigt das Haupt sich, lechzend nach kühlem Abend
Ruhe verheißend.

Tief gesenkt beküßt das Gezweig der Weide
Sanft bewegt die Well' mit den kleinen Blättchen;
Wo der Bach entrauschet zum jähen Absturz,
Murmelnd und kosend,

Da steht auch das Hüttchen erbaut der Freundschaft,
Unterm Moos-Dach Friede nur weilt, Gesundheit
Pflegt hier die Natur, in der reichsten Fülle
Herrlichen Frohsinn.

Collection: 
1827

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