Gott in der Natur

Es ist ein Gott!
O hört Jehovas Stimme!
Das Sternenheer bezeuget seine Spur.

Es ist ein Gott,
Vor dem im Staub sich krümme,
Gebeugt in Staunen, jede Kreatur.

Es ist ein Gott!
Ihm jubelt jedes Leben
Im All, das mächtig er zum Lichte schuf.

Es ist ein Gott,
Vor dem die Geister schweben
Von Welt zu Welten hin nach seinem Ruf.

Es ist ein Gott,
Dem froh entgegenstreben
Die Knospen, öffnend sich des Frühlings Licht.

Es ist ein Gott,
Der Wonne uns gegeben,
Die heiter aus des Himmels Bläue spricht.

Es ist ein Gott!
Er rufet Harmonien
In jedes Leben, das die Tugend ehrt;

Es ist ein Gott,
Vor dem die Laster fliehen,
Wenn hehr der Mensch des Schöpfers Stimme hört.

Es ist ein Gott!
Hoch aus Unendlichkeiten
Weht jedes Denkers Geist sein Odem an.

Es ist ein Gott,
Dem wir entgegenschreiten,
Zu ihm empor führt die verhüllte Bahn.

Es ist ein Gott!
Und aus dem Labyrinthe
Führt Hoffnung zu ihm hin am starken Stab.

Es ist ein Gott!
Die Unschuld in dem Kinde
Sie spricht von ihm, wie Helden-Muth am Grab.

Es ist ein Gott!
Dies schrieb mit Flammenzügen
Des Schöpfers Liebe in die Menschen-Brust.

Es ist ein Gott!
Ja Thoren nur betrügen
um dies Bewußtseyn sich, des Himmels Lust.

Es ist ein Gott!
Zu jenen Azurhallen
Winkt er empor aus der Verwesung Staub.

Es ist ein Gott,
Zu dem die Geister wallen,
Entblühen sie der Knospe ird'schem Laub.

Collection: 
1827

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