Geröthet von der Sonne letzten Blicken,
Lag Gottes Welt in stiller Feier da;
Der Landschaft Reitz goss heiliges Entzücken
Mir in den Geist, der nie sie schöner sah.
Der Saaten Grün am sanftgeschwellten Hügel
War von des Abends Golde mild beglänzt;
Der See, des blauen Aethers reiner Spiegel,
Von schlanker Pappeln lichtem Grün umkränzt.
O du bist schön! so rief durchglüht von Freude,
Mein Herz an des Gestades Felsenrand:
O Erde! schön im holden Jugendkleide,
Im Brautkranz, den der Lenz dir liebend wand!
Jetzt, Erde, sing' ich dir noch Wonnelieder,
O du, die mir der Freuden Fülle gab!
Und doch sink' einst in deinen Schooss ich nieder!
Doch grünt auf dir schon mein bestimmtes Grab!
Wenn dann der Lenz, die Schöpfung zu verjüngen,
Belebend sich dir an den Busen schmiegt,
Dann wird mein Staub in junge Blumen dringen,
Worauf der West an meiner Gruft sich wiegt;
Und aufgelöst in Millionen Theilchen,
Wird meines Geistes Hülle bald verwehn;
In Halmen grünen, duften in den Veilchen,
Die einsam an des Hügels Kreuze stehn!
Es sei, dass Staub der Erdenschleier werde!
O darum schreckt mich noch dein Anblick nicht!
Wenn fiel die Saat in deinen Schooss, o Erde,
Und drang verwandelt nicht aufs neu' ans Licht?
Der Keim sinkt erst in deine Kühle nieder,
Und spriesst zum Baum, zur Blume dann empor:
So geh' auch ich am grossen Morgen wieder,
Nach kurzem Schlummer, aus der Gruft hervor.
Dann werd' ich die Geliebten wieder kennen,
Die hier der Tod von meiner Seite nahm:
Doch wer vermöcht', o Wonne, dich zu nennen,
Die noch in keines Menschen Seele kam?