Du bist mir fern, und doch in meiner Nähe.
Zwar aufgegeben, doch vergessen nicht;
Wie Wunsch und Hoffnung wechselnd auch vergehe,
Erinn'rung bleibt ein liebliches Gedicht,
Mit jedem Jahr, mit jedem neuen Lenze
Seh' ich dieselben Rosen wieder glüh'n,
Und immer klag' ich um die welken Kränze,
Und immer seh' ich frische wieder blüh'n.
Du bist mir fern, und doch in meiner Nähe,
Vertraulich angeschmiegt, wie Luft und Licht;
Wohin den Blick ich freudesuchend drehe,
Da lächelt mir dein holdes Angesicht.
Es tröstet, wenn ich trauernd wo verweile,
Verklärt sich, wenn mich Heiterkeit umspielt,
Es ist kein Schmerz, den ich mit dir nicht theile,
Und keine Lust, die du nicht mitgefühlt.
Du bist mir fern, und doch in meiner Nähe,
Du bist der Stern, der durch die Wolken bricht,
Und wie es dunkle, wie es schneidend wehe,
Von einem blauen Himmel zu mir spricht.
Und vielwillkomm'ne Balsamklänge schlagen
Durch Nacht und Sturm an mein betäubtes Ohr,
Wie wenn aus jenen ewig hellen Tagen
Sich eine Nachtigall zu mir verlor.
Du bist mir fern und doch in meiner Nähe,
Die Neigung bindet, scheidet auch die Pflicht;
Es ist dein Bild, das ich entzückt erspähe,
Wenn mir ein Traum noch späte Kränze flicht;
Dann fühl' ich deine weichen Hände liegen
Auf meinem Aug', das lange dich vermißt,
Und lausche still mit leisen Athemzügen,
Wie du mich fragst: Errathe, wer es ist?