Aus der reinen Himmelsbläue
Ist der Lenz herabgestiegen,
Liebend will er sich auf's Neue
An die Brust der Erde schmiegen.
Mächtig regt auf dem Gefilde
Sich die Kraft des jungen Strebens -
Wehe nur, erwecke, bilde!
Wehe nur, du Geist des Lebens!
Sieh', der Boden wird zum Teppich,
Frische Farben hauchen Duft,
Selbst die Felsen kleidet Eppich,
Laub und Blüten trägt die Luft;
Und die Nachtigallen schlagen,
Und es tönen Hain und Feld,
Und die lauen Winde tragen
Liebe durch die weite Welt.
Wie sich alle Blicke hellen,
Rosen selbst die Wangen tragen!
Durch des Blutes munt're Wellen
Wallt ein seliges Behagen;
Es erwachen neue Triebe,
Weiches Sehnen, süßes Hoffen -
Ziehe ein, du Geist der Liebe,
Alle Herzen sind dir offen!
Mit berauschten Blicken hangen
Alle Augen an dem Schönen,
Und erröthendes Verlangen
Flüstert rings in weichen Tönen:
Ach! wohin entfloh der Frieden?
Alle Herzen sind getroffen,
Ist auch vielen Leid beschieden,
Alle wünschen, Alle hoffen.
Muthig will der Eine ringen,
Und der And're wird verzagt,
Dieser will das Glück erzwingen,
Jener hofft nicht mehr und klagt.
Aber du, o Liebe! schreitest
Wie ein Engel durch die Welt,
Die mit Blumen du bestreutest,
Und du weilst, wo dir's gefällt.
Hemm', o hemme deine Schritte,
Eile nicht so schnell vorüber!
Hört auch Niemand, wenn ich bitte,
Wird mein Blick auch immer trüber,
Wollust ist in deinen Schmerzen,
Reicher bin ich, Licht des Lebens!
Doch mit dir, als viele Herzen,
Sehnt auch meines sich vergebens.
Muß ich auch mit leisen Klagen
Ueber meinem Loose brüten,
Lebewohl auf immer sagen
Deinen zarten Freudenblüten;
Gern ertrag' ich deine Schmerzen,
Müde alles Widerstrebens;
Wehe nur in meinem Herzen,
Wehe nur, du Geist des Lebens!
Blieb' ich rein in roher Menge,
So erhieltest du mich rein,
Und die Gabe der Gesänge,
Dir verdank ich sie allein;
Dein ist, was die Gunst der Musen
Meiner Habe zugesellt,
Darum tönt aus meinem Busen
Liebe durch die weite Welt.