Zwischen vielen Einsamkeiten
geht mein Leben seinen Weg.
Scheinst Du neben mir zu schreiten,
ist die Welt ein Blumensteg.
Aber warst Du mir entschwunden,
grüßte nur von fern Dein Brief,
konnte jeder Stein verwunden,
wenn ich durch die Straßen lief,
war mir auch das Heimatliche
seltsam fremd und wie ein Feind.
Im Kalender mach ich Striche,
bis der Tag uns wieder eint.
Doch der weiß schon vor dem Tage,
der uns wieder grausam trennt,
wenn ich meine Trauer trage
durch die Stadt, die mich nicht kennt,
um die leeren Wiesen streiche,
die Dir schenkte Vierblattklee,
oder als Verbannter schleiche
um den abendlichen See.
Fühlte ich mich wohlgeborgen
wie im Heimatparadies,
immer kam ein bittrer Morgen,
wo es Abschied nehmen hieß.
Auch bei fröhlichen Gelagen:
alle waren sich so nah,
nur ich konnte keinem sagen,
wie verloren ich mich sah.
Aus geheimen Schattenreichen
wuchs die unsichtbare Wand
zwischen mir und meinesgleichen,
daß ich immer abseits stand,
und sie hat zu allen Zeiten
mich von meiner Welt getrennt.
Zwischen lauter Einsamkeiten
geht mein Leben fremd zu End.
(Band 2 S. 281-282)
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