Du siehst die Welt - und siehst sie wieder nicht:
Gott will dir gut und macht dich blind vor allen
Unseligkeiten, die als Lasten fallen
auf meinen Tag mit schrecklichem Gewicht.
Er läßt dich immer spielen wie ein Kind,
unwissend, schuldlos an des Unrechts Härten,
ein Engel in den Paradiesesgärten,
die meiner Leiderkenntnis Höllen sind.
Und läßt dich dennoch mein Gefährte sein
und meine Not mit holden Sonnen trösten,
von allen meinen Rosen blühn die größten
und buntesten, gelabt von deinem Wein!
Scheinst du im Lager meines Feind's zu stehn
und triffst du mich ins Herz mit seinen Waffen,
zwingst du mich nur, dich immer neu zu schaffen
zur Schwester, deren Träume mit mir gehn.
Zwingst du mich nur, getreuer meiner Pflicht,
sie opferwillig durch die Tat zu stützen,
und wirst mich vor der eignen Feigheit schützen.
Leicht wird durch dich mir noch der Welt Gewicht!
(Band 2 S. 65)
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