I.
Es zieht etwas durch die Luft ...
So wie Rosenduft,
So wie Frühlingserwachen - - -
Ein verstecktes Lachen,
Ein geheimes Flüstern,
Bald keusch - bald lüstern -
Ein lockendes Singen,
Ein Klingen
Wie von bebenden Engelsharfen ...
Auf blütenbesätem Baum
Flötet die Nachtigall
Ihr Lied im Jubelschall ...
Drunter: ein schöner Traum,
Ein seeliges Märchen:
Kost ein Pärchen.
Fest umschlungen
Sitzen die Jungen:
Die leben die erste Wonne -
Golden leuchtet die Frühlingssonne.
II.
Es zieht etwas durch die Luft ...
So wie Grabesduft,
So wie Winterahnen,
Wie ein ernstes Mahnen,
Wie verhaltene Tränen,
Wie ein stilles Sehnen,
Wie ein leises Schlafen
Im Hafen,
Wie ein träumendes Schlummerlied ...
In schneeverwehter Hütte sitzt
am warmen Herd ein greises Paar.
Es schimmert silberweiß ihr Haar.
In ihrem Aug' ein Funke blitzt
von alter, heißer Liebesglut ...
Sein Runzelgesicht an ihrem ruht.
Die Hände gefalten
nicken verträumt die Alten:
und träumen den letzten Traum -
Der Eiswind klagt in dem düstren Raum.
(Band 1 S. 49-50)
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