Ach, wärst Du mein! - Was brächte ich nicht alles
dem lieben Leckermäulchen abends mit! ...
Konfekt und Pralinés und Schokolade
oder ein Körbchen schwer von süßen Früchten,
Samtpfirsich, Ananas, Orange, Erdbeer -
und Blumensträuße brächte ich Dir mit,
Dein Auge schwelge in dem Sonnenfeuer
der duft'gen Blütenzweige - Hyazinthen,
Jasmin und Flieder - purpurglühen Mohn
und Leuchter schenkt ich Dir, aus Malachit,
die nächtens unser Fürstenzimmer schmückten,
schlank leichtgewundne grüne Kupferleuchter -
und zierliches Porzellan: Rokokodämchen,
mit weißen Reifröcken - Rokokoherrchen,
betreßte Kavaliere, mit dem Degen,
dem silbernen, leicht tändelnd an der Seite,
mit weißgepuderten Perücken nickend -
und feingeschliffne Kelche aus Krystall,
die füllte ich mit abendrotem Weine,
dann stieß ich jauchzend mit Dir, Fürstin, an
und hell wie Geigen summten unsre Gläser,
und klar wie Schlittenläuten kläng' Dein Lachen -
Ja, ja - Windspiele kaufte ich Dir auch,
die sich mit Dir graziös hinschnellend jagten
in meines Parkes weichen, weiten Gängen,
und in Dein übermüt'ges Mädchenlachen
erklingt der Vögel jauchzendes Gezwitscher -
und abends dann, in schwülen Sommernächten,
wenn in den Gräsern laut die Grillen zirpen,
fahr ich Dich auf den wolkendunklen Teich -
denn einen Teich auch hab' ich angelegt,
und Marmorstufen führen da hinab,
und Weidenbüsche stehn um ihn herum,
und Fliedersträucher tauchen ihre Zweige,
die Blütenzweige, schwer vom Tau der Nacht,
tief in die blauen Fluten - Und wir schaukeln,
glutüberhaucht vom fernen Abendglanz,
Durch all den Schimmer, Dunst und Duft und Traum,
- Still zittern da die Blüten - um uns ziehen
milchweiße Schwäne ihre weite Bahn
und majestätisch bauschen sie die Federn,
und feierlich umkreisen sie die Barke ...
dann fließt das Mondlicht über unsern See,
am Ufer stehn die Weiden ernst empor,
die Rosen leuchten von dem Park herüber, -
Wir gleiten durch den bleichen Silberspiegel,
Du läßt Dein langes Haar im Wasser streifen,
von klaren Tropfen perlt die feuchte Bürde ...
Ein Glühwurmpärchen taumelt über uns ...
Seerosen blühen aus dem Schilf empor,
auf feinen Stilen matte Blütenkelche,
auf Lilienstengel violette Schalen -
die Wellen murmeln leis um unsern Nachen ...
Stumm liegt der Hain mit seinen tiefen Schatten
dort drüben - eine Nachtigall nur schluchzt
ihr bebend, wonnesüßes Liebeslied ...
Da ist auch Dir Dein Krönungskleid zu eng -
der Marmorschimmer Deiner Büste blendet ...
Still taucht das Ruder in die dunklen Fluten.
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Hoch über uns die lichte Perlenkette
der Sterne - Königin! -
Ach, wärst Du mein!
Ach, wärst Du mein!
In schneeglanzschimmernden Flor hüllt' ich die Gliederlein
Wie Elfenbein
so zierlich fein
behutsam ein.
Dein schmales Füßchen steckte ich
in seidenweichen Purpurschuh,
die Dunkellocken deckte ich
mit gold'nem Diademe zu.
Dann, um die Schultern hing' ich Dir
ein himmelblaues Atlaskleid,
und um den Nacken schling' ich Dir
ein perlenleuchtendes Geschmeid.
Das Kleid, ganz einfach, ernst und schlicht,
und kurz, daß man die Füßchen sieht,
ans Miederchen ein Sternblumlicht,
dann bist Du wie ein Frühlingslied,
ein Frühlingslied, voll Lust und Mai,
ein Frühlingslied, so duftig zart,
ein stiller Sang, wie "Liebelei"
in Schnitzlers duftig zarter Art.
Am Hals ein Kettlein von Korallen
ein gold'nes Kreuzchen schwebt darin, -
dann ruf ich meine Kronvasallen:
"Kommt! Das ist Eure Königin!
Mein klein Gemahl!
Schwingt Euren Stahl,
und laßt dreimal
das Jubel-"Heil!" erjauchzen durch den weiten Fürstensaal!"
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- Doch so - wie schaal!
Nachts kann ich den Schlaf nicht finden,
denn Dein Bildnis will mir nicht schwinden,
bin ich sachte entschlummert kaum,
stehst Du vor mir: ein schöner Traum!
Ein schöner Traum! - doch ach! nur ein Traum!
Nur Nebel und Dunst und Rauch und Schaum!
Und wieder vergrab ich das heiße Gesicht
in die Kissen. - Warum! Ach, warum nur nicht!?
... Komm abends zu mir ... Ich lösche das Licht ...
und wir sind gleich! ... Du sieht mich nicht,
ob ich schön ... ob ich jung ...
Laß mich kosten den Trunk!!! ...
Ich fühle ... ich taste ... nach Dir,
nach all' Deiner jungen Zier ...
Komm - komm Du zu mir!
An den nachtdunklen Ort!!
Du fühlst nur den Menschen ... der Krüppel ist fort ...
Und Du hörst nur das eine heißatmende Wort ...
Es erklingt ein Akkord ...
immerfort ... immerfort - - -
Kein Mißton: Es packte
der Nackte die Nackte - - -
Zwei keusche Lippen berührten sich
Du und Ich!!!
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Dann schläft ein Kranker friedlicher ein
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Ach wärst Du mein!!!
(Band 1 S. 19-22)
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