Die abendliche Straße blüht im Blau,
Die alten Giebel lehnen wie Kulissen
An abendrotumsäumten Wolkenkissen,
Schlank steht der Rathausturm wie eine Frau.
Das neue Warenhaus protzt allzuhell
Mit lautem Licht und rauschenden Reklamen,
Vor seinen Fenstern dämmern bunte Damen,
Und Autos schießen rücksichtslos und schnell.
Doch deine Hände tragen noch den Duft
Der Apfelsinen, die du zierlich schältest -
Die Tage, da du mich so grausam quältest,
Stehn gegen mich und höhnen: Feiger Schuft!
Ich denke an den Ring, den ich dir gab,
Und daß du ihn seit Monden nicht getragen - - -
Ich möchte dir recht oft und innig sagen:
Ich fühle sehr, was ich verschuldet hab!
Ich möchte deine Hände küssen, nichts
Als: immer deine kühlen Hände küssen
Und nicht mehr diese Angst erleben müssen
Um das Entgleiten deines Angesichts.
Ich weiß, daß ich zuviel stets von dir will -
(Du bist ein Mädchen von sehr lockren Sitten ...)
Ich hab dir, Liebste, manches abzubitten -
Eins weiß ich auch: Ich liebe dich! Sei still!
(Band 1 S. 129)
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