Der Abschied

Auf der Schwelle meiner Lieben
Schwarz gefiedert sitzt ein Rabe,
Hat von dannen mich getrieben,
Krächzend wie aus tiefem Grabe.

Besser halt' ich mich verborgen
An dem trüben Unglückstage,
Daß der andre neue Morgen
Mein Ade! hinüber trage.

Denn es kann fürwahr nichts Gutes
Jener Rabe mir bedeuten,
Und ich möchte festen Muthes
Ihre Schwelle nur beschreiten.

Dornen stehn auf allen Wegen,
Ueberhin die Wolken hangen;
Aber schwer ist's, ohne Segen
Gleich die Reise anzufangen.

Collection: 
1882

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