Gleichniß

Ich bin nicht die Kerze,
Mein Schatz, in dem Saal,
Die fesselt die Blicke
Der Menschen zumal.

Ich bin nicht das Feuer,
So lodernd und warm,
Darum sich vereinet
Geselliger Schwarm.

Doch bin ich ein Lichtlein,
Dem Herzen bekannt,
Das nur in dem Rauschen
Dir trüber gebrannt.

Wenn Kerze und Feuer
Erloschen schon sind
Und spurlos die Menge
Zur Ferne verrinnt, -

Da fühlst du ein Sehnen,
Da denkest du mein
Und flüsterst: komm' wieder,
Befreundeter Schein!

So gleich' ich dem Monde,
Deß silbernes Bild
Noch künftig wie heute
Die Thränen dir stillt.

Collection: 
1882

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Die Lilie spricht - und jedes Wort
Trägt das beschwingte Lüftchen fort -
Zum Schmetterling, der, bunt geschmückt,
Nach ihr mit Liebesaugen blickt:

Du bist von hohem Rang und Stand,
Der Blumen allen wohlbekannt
In...

Ich wandelte einsam durch Wiese und Feld
Und sommerlich glühte und lachte die Welt,
Da schlüpfte zum Herzen der sengende Strahl
Und siehe! es brannte wie Hügel und Thal.

Die Lerche schwirrte dem Auge vorbei,
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Auf der Schwelle meiner Lieben
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Krächzend wie aus tiefem Grabe.

Besser halt' ich mich verborgen
An dem trüben Unglückstage,
Daß der andre neue Morgen...

Mein Herz ist nur klein,
Schließt Wenige ein,
Die ruhen geborgen
Am Abend, am Morgen.

Mein Herz ist nicht groß,
Kein mächtiges Schloß,
Wo Hunderte wallen
Und Hundert gefallen.

Mein Herz ist...

Ich bin nicht die Kerze,
Mein Schatz, in dem Saal,
Die fesselt die Blicke
Der Menschen zumal.

Ich bin nicht das Feuer,
So lodernd und warm,
Darum sich vereinet
Geselliger Schwarm.

Doch bin...