Ein Schmetterling, so eilte meine Liebe
Von einer Blume zu der andern hin:
Wie jenem leichtgesinnten bunten Diebe
Kam holde Treue nie mir in den Sinn;
Das Neue reizte immer meine Triebe,
Bis mir zum Gifte ward der Honig drin:
Schon schien ich für die reine Lust verloren,
Da Ueberdruß die Sinnenlust geboren!
Da sah ich dich, du feine zarte Blume!
Und Sonnenlicht drang in die kranke Brust
Aus deiner frommen Augen Heiligthume,
Dein Mund, er lächelte mir neue Lust:
So gut, so rein, nicht eitel, fern von Ruhme:
Da ward ich jener Wahrheit mir bewußt,
Daß keine Wahrheit in der Lust der Sinne,
Daß Seelenliebe nur das Glück gewinne.
Du wardst mein Anker! und zurückgefunden
Hab' ich aus stürm'schem Meere mich zum Strand:
Die holde Unschuld, fest mit dir verbunden,
Sie lockte mich auch in ihr Zauberband:
Ach! warum bist du mir so schnell entschwunden?
Schon ruft es wieder zu mir: Stoß' vom Land!
Vorbei das süße Hoffen, sel'ge Träumen,
Die wilden Wogen seh' ich brausend schäumen!
So leb' denn wohl! denk' auf empörtem Meere
Des Schiffers, der dein ewig nun gedenkt,
Der betet, daß sein Kiel sich heimwärts kehre
Zu dir, wohin des Herzens Trieb ihn lenkt:
Dein Bild im Herzen, Engel! Meer, nun leere
All' deine Zorneswellen, unbezwängt!
Ob's brauset, ob es donnert laut und blitzet:
Die Heilige in meinem Busen schützet!