Wieder naht in meinen Träumen

Wieder naht in meinen Träumen
Deine rührende Gestalt.
Würd' ich auch im Zeitenschäumen,
Ungezählte Jahre alt,

Unvergessen blieb dein Bildniß,
Mich umtönt ein Klagechor,
Daß ein Eden ward zur Wildniß,
Daß den Himmel ich verlor.

Wie ein Genius lichter Tugend
Schwebst du, doch dein Auge loht:
Flammen sind es einst'ger Jugend,
Ein verdämmernd Abendroth.

Magst du fliehen, magst du schweigen
Auch im Leben ernst und kalt,
Bleibt in Träumen doch mein eigen
Deine rührende Gestalt.

Collection: 
1882

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