XIV.

Sie sollte mir ein Angedenken geben -
Die letzte Stunde war's von schönen Jahren -
Nimm eine Rose dir aus meinen Haaren!
Sie sprach's; der Ton wird ewig mich umschweben.

Vor Wonne fühlt' ich meine Hand erbeben,
Und lange wählt' ich in den bunten Schaaren,
Und konnte doch die Schönste nicht gewahren;
Der schönste Reiz schien jede zu umweben.

O zürne nicht, du Königinn der Rosen!
Dass ich gewagt, vom Thron dich zu vertreiben,
Der über alle Schwestern dich erhöhet.

Der Blüthe Reiz verweht wie Zephyrs Kosen.
Wärst du gewelkt, Sie hätte dich verschmähet;
Mir wirst du, auch verblüht, die schönste bleiben.

Collection: 
1829

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  • IV.

    Wach' oder träum' ich? Hab' ich Sie gesehen?
    Durft' ich des lang' entbehrten Blicks geniessen?
    Als würd' in Luft das holde Bild zerfliessen,
    So staunt' ich's an, als würd's ein Hauch verwehen.

    Und soll ich noch nicht mein Gefühl gestehen?...

  • Aus Wolken neigt ein holdes Bild sich nieder,
    Wenn früh im Ost Aurorens Strahlen blinken;
    Und wenn der Sonne letzte Schimmer sinken,
    Seh' ich's im Duft der Abendröthe wieder.

    Und schwingt die Nacht ihr thauiges Gefieder,
    Dann...

  • II.

    Ihr grünen Hügel, weinbekränzte Höhen,
    Ihr stillen Gründe, kühle Schattenhallen,
    Du dunkler Hain, Wohnsitz der Nachtigallen,
    Wo der Erinnrung Schauer mich umwehen;

    Und du, o schöner Strom, der bald an jähen
    Felswänden rauscht,...

  • Du eilst von Ort zu Ort, von Land zu Lande,
    Nie ruhend hin mit leicht bewegtem Schritte,
    Und denkst vielleicht, nach flücht'ger Wandrer Sitte,
    Nicht mehr des Freunds im fernen Vaterlande.

    Mich aber fesseln hier, am Felsenstrande...

  • Dank dir, freundliche Dryade,
    Die den Wandrer ab vom Pfade
    Lockt' in ihrer Schatten Nacht,
    Dass er in der heil'gen Rinde
    Den geliebten Namen finde,
    Den sie treu für ihn bewacht.