Rosenperlen

In schönen Tagen sah' ich euch erblühen,
Ihr Rosen jener reichgeschmückten Flur!
Jetzt wahr' ich euch als schwarze Perlenschnur,*
Doch kann der süße Duft euch nicht entfliehen.

So war mir einst ein süßes Glück geliehen;
Es schwand, jedoch den äußern Sinnen nur.
Sein inn'res Seyn war göttlicher Natur,
Und durfte mit dem Lenze nicht verblühen.

Wie aus der Rose Staub ein Geist erwacht,
Deß süßer Hauch den Lenz weit überdauert:
So die Erinn'rung aus dem Grab der Zeiten.

Unsterblich ist der Liebe heil'ge Macht;
Sie beut, wenn Trennung uns und Tod umschauert,
Noch einen Quell von stillen Seligkeiten.

* Bekanntlich werden aus Rosenblättern schwarze,
wohlriechende Perlen verfertigt.

aus: Gedichte von Agnes Franz
Zweite Sammlung Essen 1837

Collection: 
1836

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