Ich trage zwei Wörtlein im Herzen,
Die haben im Busen nicht Raum;
Die möcht' ich laut singen und sagen,
Sie nennen den Nächten, den Tagen,
Kundgeben im Wachen und Traum.
Die Sterne am nächtlichen Himmel,
Sie lauschen mit mildem Gesicht,
Sie lauschen, und blicken, und nicken,
Als theilten sie gleiches Entzücken,
Und flimmern im freundlichsten Licht.
Es lauschen die Blumen der Aue,
Und lächeln, und bleiben nicht kalt;
Sie äugeln gar spaßhaft zur Sonne,
Und zittern und glühen vor Wonne,
Und necken mich stets mannichfalt.
Das Bächlein auch hat mich verstanden,
Und hüpft mit dem blühenden Strauß,
Der träumend den Händen entglitten,
Mit zärtlichem Murmeln und Bitten
Hinab zu der Schäferin Haus.
Ach, Allem, was lebet und liebet,
Dem möcht' ich mich freudig vertrau'n.
Frei möcht' ich das innerste Leben,
Frei Allen mein Liebesglück geben,
Die forschend ins Auge mir schau'n.
Nur Einer nicht; - Einer verschließet
Sich immerdar Seele und Mund; -
Sie hat mich mit Fesseln umwunden,
Sie hat mir die Sprache gebunden,
Macht stumm mich zur seligsten Stund.
Ich wünschte, es schwatzten die Sterne!
(Ich zürnte Verräthern noch nie!)
Ich wünschte, es plauderten leise
Die Blumen, die Bächlein im Kreise,
Und drängten sich flüsternd um sie.
Da würde sie staunend vernehmen,
Was heimlich die Wange mir blich,
Da würde von Blumen und Sternen
Vielleicht sie das Wörtlein erlernen:
Ich liebe, ich liebe nur Dich!
aus: Gedichte von Agnes Franz
Erste Sammlung Zweite Auflage Essen 1836