Dämon

Es hält mich fest, ich kann ihr nicht entrinnen,
Wie auch die Seele mich im Busen warnt;
Sie hält mein Fühlen fest, mein Thun, mein Sinnen,
Mit ihrer Reize süßem Netz umgarnt!

Die liebliche Gestalt und die Bewegung,
Das Antlitz mit dem blassen Rosenlicht,
Vor Allem doch des Geistes klare Regung,
Der aus den rasch bewegten Zügen spricht.

Doch was das Höchste immer mir erschienen,
Die Gottheit, die das Weib durchseelen muß:
Die Güte redet nicht aus ihren Mienen,
Die drückte ihr nicht auf den milden Kuß.

Der Güte fall' ich ab voll kecken Muthes,
Die stets soll in des Weibes Busen sein -
Der Hölle schwör' ich zu, ob ird'schen Gutes -
Du wilder schöner Dämon, ich bin dein!

aus: Gedichte von Ludwig August Frankl
Leipzig F. A. Brockhaus 1840

Collection: 
1880

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