Es zieht den hellen Strom hinüber,
Ein holdes Mägdlein sitzt im Kahn,
Ein Wand'rer träumt ihr gegenüber,
Ihr Antlitz glüht, sieht er sie an.
Sie wagt den Blick nicht aufzuschlagen,
Schaut nur sein Bild an in der Fluth,
Und etwas traulich ihr zu sagen,
Fehlt ihm das Wort, fehlt ihm der Muth.
Das Ruder schlägt, die Wellen schäumen,
Den Himmel färbt das Abendroth,
Und Friede weht aus allen Räumen,
Und an das Ufer stößt das Boot.
Sie zieh'n getrennt jetzt durch die Fluren,
Im Busen ew'ge Sehnsucht, hin,
Zwei Seelen, die mitsammen fuhren,
Die sich erkannt, sich ewig flieh'n.
aus: Gesammelte poetische Werke
von Ludwig August Frankl
Erster Band
Wien Pest Leipzig A. Hartleben's Verlag 1880