Du ließest, Herr! mich schön und blühend werden,
Aus meinem Spiegel glänzt ein schlankes Weib,
Du schmücktest mich mit lieblichen Geberden,
Mit schwellend süßem Reiz den jungen Leib.
Du gabst das Finst're deiner Nacht den Haaren,
Den Sternenglanz in meiner Augen Nacht,
Des Busens weißen Rosen zu bewahren
Gabst du der Liebe Duft und stille Macht.
Aus weißem Schnee hast du den Arm geründet,
Geschwellt mit rother Gluth die Lippen mir,
Hast in der Seele Geist mir angezündet;
Du gabst so viel, o Herr! ich danke dir.
Ich danke dir, daß ich mit stolzem Geize
Des Leibes holde Schönheit keusch gespart,
Bis daß der kühne Herr kam meiner Reize,
Deß ich in Liebe voller Demuth ward.
Ich danke dir für diesen Schnee der Glieder,
Für dieses Auges und der Lippen Pracht,
Für all' die Gluthen, wogend auf und nieder,
Ich danke dir, weil's ihn so glücklich macht.
aus: Gesammelte poetische Werke
von Ludwig August Frankl
Erster Band
Wien Pest Leipzig A. Hartleben's Verlag 1880