An Paula
Nieder ging die Sonne, es glüh'n im Purpur die Alpen,
Und im Abendwind wiegt sich der rauschende See.
Auf bewaldetem Pfad zieht einsam der träumende Sänger,
Mischt in der Wellen Gesang rhythmische Strophen des Lied's.
Ob sie der Adler vernimmt, der dunkel im Aether dahinschwebt?
Hört sie der brausende See? oder verweht sie der Wind?
Aufhorcht vielleicht nachsingend die Alpensee in den Bergen,
Die, wiederholend das Lied, leise verhallen es läßt -
Schatten fließen empor, die purpurgoldenen Flammen
Löscht der Abendwind aus, mächtiger athmet der See.
Finster steht der Wald, und aus zeriss'nem Gewölke
Schauen leuchtend, doch kalt, flackernd die Sterne herab.
Einsam fühlt sich der Sänger in der erhabenen Bergwelt,
Welche antheillos Schauer der Seele ihm weckt!
Und zur Heimat lenkt er den Schritt, wo am traulischen Herde
Widerhallend ein Herz, liebend, geliebt, ihn begrüßt.
aus: Gesammelte poetische Werke
von Ludwig August Frankl
Erster Band
Wien Pest Leipzig A. Hartleben's Verlag 1880