Das erste
Wenn der Frühling kommt gezogen,
Steigt mit spielend heiter'm Sinn,
Amor vom Olympe nieder
Zu der Erde Freuden hin;
Unter vollen Blüthenlauben
Läßt der Liebes-Gott sich seh'n.
Fühlst du nicht im Haus des Frühlings
Liebe, Wollust, Wonne weh'n?
Doch, sobald der Lenz entschwindet,
Zieht auch Amor eilig fort.
Fliehend vor des Sommers Hitze,
Vor des Winters kaltem Nord;
Und wenn er entflohen, rufet
Ihn vergebens unser Fleh'n;
Nur des Frühlings hohe Wonnen
Hat er sich zum Reich erseh'n.
Das zweite
O, die Liebe ist so herrlich
Wie ein holder Mayentag!
Herz, genieße ihre Freuden,
Lange Leiden folgen nach!
Ist der Frühling erst entschwunden,
Kommt der Sommer, schwül und heiß,
Kommt der Herbst, der kalte, bleiche,
Und des Winters rauhes Eis.
Drum, wenn noch der Frühling lächelt,
Der durch Blüthengänge führt,
Wand'le froh in seinen Lauben,
Denke nicht, was kommen wird!
Trink in langen, langen Zügen
Deiner Jugend schönstes Glück,
Laß dich nicht darum betrügen,
Niemals kehrt es dir zurück.