Amor ist blind.
Willst du's beklagen?
Lerne doch lieber
Die Ursach' erfragen.
Weislich wohl hat es das Schicksal gemeint,
Als es die Binde der Liebe vereint.
Amor ist blind,
Lern' es versteh'n.
Was schön und was häßlich,
Das kann er wohl seh'n;
Er suchet das Schöne; doch wenn er es find't,
Für Liebchens Fehler – da ist er dann blind.
Amor ist blind.
Preis' dich beglückt!
Siehe, wie lächelnd
Rosen er pflückt:
Säh' er die Dornen, die hämisch ihm dräun,
Würd' er so sorglos der Rosen sich freun?
Amor ist blind.
Darfst ihm vertrau'n,
Lassen sich Bess're,
Als du, von ihm schau'n;
Denn ob sie auch schöner und reizender sind:
Für fremde Schönheit, da ist er doch blind.
Amor ist blind.
Willst du's beklagen?
Denk deiner Mängel;
Und lerne nun sagen:
Daß Liebe und Treue beglücke das Leben,
Drum ward dem Gott die Binde gegeben.