Am 3. April 1815

Eine dumpfe Oede war mein Leben,
Einsam wandelt' ich durch Berg und Thal,
Meine Tage sah ich allzumal
Sonder Lieb' und Lust vorüberschweben;

Freuden, die den Menschen höher heben,
Ließen kalt mich, wurden mir zur Qual,
Thränen weint' ich, Thränen ohne Zahl,
Immer düstrer sah ich's um mich weben.

Sieh! da riß der Schleier! und ich lag
Huldigend vor einer Jungfrau Bilde.
Und sie blickt' auf mich mit Engelmilde;
Lieblich tönt' es, was sie zu mir sprach.
Da ward mir die Welt zum Lustgefilde,
Ward das Leben mir ein Frühlingstag. (Band 1, S. 78)

Collection: 
1843

More from Poet

  • Nach dem Provenzalischen des Bertrand d'Alamanon

    Bei der Liebsten im Kämmerlein
    Saß der Ritter ganz allein,
    Küßte sie und sprach darein:
    Süßes Lieb, was fang ich an?
    Nacht will gehn und Tag bricht an!
    Weh!...

  • Wie kannst du doch so blöde sein?
    Sieh', wie umher auf Wies' und Rain
    Die Blumenäuglein winken!
    Sie laden uns, sie laden dich
    Mit stillen Neigen brünstiglich,
    Von ihrem Thau zu trinken. -
    O du, herzliebes Mädchen mein...

  • Was brauch' ich des Mondes, was brauch' ich der Sterne?
    Verbergt euch, ihr Lichter der einsamen Nacht!
    Erblick' ich am Baume mein Mädchen von ferne,
    Begrüßt mich ein Himmel in nahender Pracht;
    Und beut sie Willkommen mit freundlichem Laute,...

  • 1815

    Wie es draußen stürmt und saust,
    Tropfen an die Fenster schlagen!
    Hat es doch in Winters Tagen
    Nimmer, nimmer so gehaust! -

    "Warum birgst du dein Gesicht?
    Hinter Wolken Sterne blinken,
    Und die...

  • Freundlich leuchtet Sterngefunkel
    Nieder durch die stille Nacht;
    Unten ist es ernst und dunkel,
    Droben flimmert Glanz und Pracht.

    Traulich reiht sich Stern zu Sterne
    Ueber mir im dunkeln Blau,
    Und aus weiter, weiter...