Durch Sturm und Regen
Der Liebsten entgegen, -
Die Uhr schlägt sieben -
O Mädchen wo ist meine Ruhe geblieben?
All meine Weisheit, all meine Stärke
Verschwend'risch verpufft wie im Feuerwerke.
Kein Schimmer von Sternen,
Nur Schmutz und Laternen, -
Die Uhr schlägt acht -
Die Dämmerung versunken in schwärzeste Nacht!
Und gestern sprachst du, als ich dich liess,
So zuversichtlich: Ich komme gewiss.
Wie pfeift's durch die nassen,
Unwirthlichen Gassen! -
Die Uhr schlägt neun -
Die Warte-Teufel des Narren sich freu'n;
Von glühenden Nadeln wimmelt mein Blut
O, lösche dies Herz, du himmlische Fluth.
Die Tropfen schlagen,
Die Flocken jagen, -
Die Uhr schlägt zehn -
Nun ist's um die letzte Hoffnung geschehn.
Die Faust aufs zuckende Herz gepresst!
Und schleiche nach Haus in das frostige Nest.
In einsamer Zelle
Ein stummer Geselle -
Die Uhr schlägt elf -
O dass ihm freundlich die Muse helf,
Von heimlichen Qualen, von Schmachten und Sehnen
Sein Herz zu entladen in Liedern und Thränen.
aus: Requiem aeternam dona ei
Gedichte von A. Fitger
Leipzig A. G. Liebeskind 1894