Der Tanz

Doppelt reizend sind die Frauen,
Wiegt der Tanz sie hin und her,
Wunderlieblich anzuschauen,
Wie ein buntes Blumenheer.

Dort die edlen Rosenarten,
Tulpen findet hier der Blick,
Zwischendurch der grüne Garten
Voll Entzücken und Musik.

Kronen reicherblüht und offen,
Knospen voller Blüthenmuth,
Augen reich an süßem Hoffen,
Herzen fähig tiefer Gluth.

All die Blätter rauschen leise,
Und die schönen Kelche glüh'n,
Wiegt des Tanzes Zefirweise
Sie auf ihren Melodie'n.

Bis daß, müde des Entschwebens,
Jedes Blättchen niedersinkt,
Und der heiße Thau des Lebens
Auf der schönen Blume blinkt.

aus: Gedichte von C. Dräxler-Manfred
Frankfurt am Main 1838
Druck und Verlag von Johann David Sauerländer

Collection: 
1838

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