Du wunderholde Frau,
Die mich so ganz begeistert,
Daß mich, wenn ich dich schau,
Entzücken übermeistert:
Vernimm die süßen Töne
Die dir zum Preis, o Schöne,
Voll Sehnsucht und voll Lust
Entströmen meiner Brust.
Du weißt es, was mein Blick,
Dir feuertrunken sagte,
Wenn ich zu dir, mein Glück,
Ihn aufzuschlagen wagte,
Du kennst, unausgesprochen,
Des Herzens stilles Pochen,
Darin als schönstes Gut
Dein liebes Bildniß ruht.
Du weißt, ob auch kein Wort
Zu dir um Liebe flehte,
Daß du mein Gnadenhort,
Den ich geheim anbete,
Daß du mir Schwung und Flügel,
Befriedigung und Zügel,
Daß du zu jeder Frist
Mein Ideal mir bist.
So wie die Luft den Strauch,
Der Wind die Welle reget,
So ists dein Zauberhauch,
Der mich zu tiefst beweget;
Mein Singen und mein Schweigen,
Dein Abglanz ists und Eigen,
Das schwärmend dein begehrt
Und stummberedt dich ehrt.
Geheimniß und Contrast,
Gesucht und doch gemieden,
Mit aller Glut umfaßt
Und niemals doch beschieden:
Wie soll das Räthsel enden?
O hilf, in deinen Händen
Ist Liebe, Glück und Ruh:
Mein Herz lauscht - winke du!
aus: Freud' und Leid
Lieder und Bilder von C. Dräxler-Manfred
Hannover Carl Rümpler 1858