Mondnacht

Mild leuchten Mond und Sterne
Den Liebenden im Kahn,
Die Ufer rücken ferne,
Es dringt kein Laut heran.
O zauberhaftes Leben
Der Mondnacht auf dem See,
Und ach, zwei Herzen beben
In süßem Liebesweh.

Es geht im Schilf ein Säuseln
Es nickt dem Kahne nach,
Des Ruders sanftes Kräuseln
Schlägt jetzt die Fischlein wach;
Die meinen - holdes Wunder! -
Von Rosen sich umbaut,
Weil in den See hinunter
Ein Wangenpaar geschaut.

Wie Lispel holden Reimes
Erklingt es fort und fort:
Hat Mond und See Geheimes?
Ist's Lippenkuß und Wort?
Sind's Lüfte, die sich küßten?
Gekos' von Well' und Licht?
Die Glücklichen, die's wüßten,
Die Beiden sagen's nicht!

aus: Freud' und Leid
Lieder und Bilder von C. Dräxler-Manfred
Hannover Carl Rümpler 1858

Collection: 
1838

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