Glänzt ein kleines blondes Zöpfchen
Und ein weißes Sommerkleid,
Singt ein liebes krauses Köpfchen
Von der goldnen, blühenden Zeit.
Und die Wolken droben glimmern,
Und die Sonne droben glüht,
Reif am Stiel die Kirschen schimmern
Und die Blume Liebe blüht.
Ach, sie wollt' es ja nicht dulden,
Doch er war so keck und braun,
Und es traf sie kein Verschulden,
Sprang er über'n Gartenzaun.
Und nun dreht sie scheu das Köpfchen
Mit dem krausen Mädchensinn,
Und sie bastelt sich am Zöpfchen,
Und sie schielt so nach ihm hin.
"O du lieber, brauner Junge,
Sag mir doch, was willst du hier?"
Heidi! Kam er an im Sprunge
Und er sprach: Ich will zu dir!"
Faßt sie lachend an das Zöpfchen,
Und das Blut in rotem Fluß
Schoß ihr schämig in das Köpfchen
Und sie gab ihm einen Kuß.
Und da bog er immer wieder
Zu sich her ihr Schelmgesicht,
Schlug sie scheu die Augen nieder,
Aber böse ward sie nicht.
Habens dann in Schöpferwonne
Unserm Herrgott nachgemacht,
Nur die liebe goldne Sonne
Hats gesehn und hat gelacht.
aus: Gedichte von Carl Busse
Vierte Auflage
Stuttgart Verlag von A. G. Liebeskind 1899