Warum!

Warum? so fragt mit Ungestüm
Das arme schwache Herz,
Wenn Gott in seiner Weisheit ihm
Gesendet einen Schmerz.

Warum? so fragt's, sobald ihm naht
Ein Leiden, ein' Beschwer;
Warum hast du mir das gesandt,
Verdient ich es, o Herr?

Du thöricht Herz, o frage nicht!
Ward dir ein Glück bescheert,
Dann hast du zweifelnd nie gedacht:
Wodurch ward ich es werth?

Dann nahmst du als dein gutes Recht
Es zuversichtlich hin,
Dann hast du niemals je gefragt,
Ob ich dess' würdig bin?

So frag' denn auch im Schmerze nicht;
Denn öfter gibt allzeit
Der Herr doch unverdientes Glück
Als nicht verdientes Leid.

Collection: 
1840

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