Volkslied

Nun laß die Lieb' begraben sein,
Sie ist ja todt, sie ist ja todt;
Und um die Todten weint man sich
Die Augen roth, die Augen roth.

Doch einen Strauß, den gib noch mit,
Den letzten Strauß, den letzten Strauß;
Den gibt man allen Todten wohl
Noch mit hinaus, noch mit hinaus.

Und eine Nelke bind' hinein,
Die feurig ist, recht feurig ist;
Wie uns're Lieb' im Leben auch
Gewesen ist, gewesen ist.

Auch Rosmarien thu hinzu:
Das deut' auf Schmerz, das deut' auf Schmerz.
Weiß doch allein, wie weh' mir's war
Allzeit um's Herz, allzeit um's Herz.

Nimm auch ein wenig Gelbveiglein:
Das spricht von Neid, das spricht von Neid.
Vom Neide ja gekommen ist
All dieses Leid, all dieses Leid.

Und höre, nimm auch Blümlein blau:
Die Männertreu, die Männertreu;
Weißt wohl, wenn man d'rauf blasen thut,
Ist's gleich vorbei, ist's gleich vorbei.

Doch wenn du find'st Vergißmeinnicht:
Thu's nicht hinein, thu's nicht hinein:
Es muß die Lieb' ja nun mal doch
Vergessen sein, vergessen sein.

Und kann's das arme Herze nicht:
Dann ist's bald aus, dann ist's bald aus;
Dann legst du mir aufs eig'ne Grab
Den letzten Strauß, den letzten Strauß!

Collection: 
1840

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