Die Lüfte regen die Flügel

Die Lüfte regen die Flügel
Und schwingen sich über die Höhn
Und wecken in Höhl' und Hügel
Silbernes Harfengetön.

Dem Sternenglanz entringet
Sich Liebe flüsternd bang,
Und leis entgegen klinget
Der Lilie Nachtgesang!

Der Schwan zieht durch die Wogen
Schön wie die Frühlingsnacht,
Die Rosen am Uferbogen
Erröthen in keuscher Pracht.

Mein Geist zieht gleiche Kreise,
Wie Sterne, Luft und Schwan,
Ihn lockt in Zauberweise
Dein liebes Bildniß an:

Die tiefsten Gefühle dringen
In Deine Träume vertraut,
Und unsre Seelen klingen
Süßen, verwandten Laut.

Es brechen der Erde Schranken,
Und Deine Schönheit erhellt
Mir ewiger Liebesgedanken
Krystallne Märchenwelt!

Collection: 
1846

More from Poet

  • Wenn ich an Dir mich süß berausche,
    Dein Geist in meine Seele quillt,
    Wenn ich des Busens Drang belausche,
    So sanft erregt und sanft gestillt,

    Wenn ich auf meinem Schoos Dich wiege,
    Der Wange Roth vor Lust erglimmt,...

  • Du ruhest unter dem Lindenbaum,
    Der steht in goldner Blüte,
    Und Engel wandeln durch den Raum
    Und durch Dein fromm Gemüthe.

    Du träumest unter dem Lindenbaum,
    Der haucht süßduftigen Segen,
    Und streut in Deinen lichten...

  • Wie Schmetterlinge flink und leicht
    Um junge frische Rosen,
    So spielen um den kleinen Mund
    Die Worte Dir, die losen.

    Das bunte Völkchen flattert mir
    Frohlockend nach dem Herzen,
    Und aus dem Rosenkelch erblüht...

  • Es weht durch die blühenden Bäume
    Der lachende, sonnige Tag,
    Mich senkt in Frühlingsträume
    Dein Herz und der Ruderschlag.
    Laß ab von Steuer und Ruder,
    Vertraue Dich mir, mein Kind,
    Ich stehe wie Schwester und Bruder...

  • Mich fesselt bangen Zweifels voll
    Dein liebes Angesicht;
    Ob je der Lenz mir lächeln soll,
    Dein Auge sagt es nicht:
    Begehr' ich doch mit Ungeduld
    Nur einen Blick von Dir,
    Doch auch die leichte, kleine Huld,...