Verlassen, müde

1
Ich gehe müd von vorne bis nach hinten
Quer durch den Raum, als tät ich es zum Scherz,
Und gähne viel vom Duft der Hyazinthen
Und meinem Schmerz, und meinem Schmerz.

All die Erregungen der letzten Stunde,
Sie werden morgen schal und nüchtern sein.
Und daß ich einsam gehe vor die Hunde,
Auch dieses Opfer wird vergeblich sein ...

2
Ich nehme sämtliche Bekümmernisse
Mit mir ins Grab hinab, ins Grab hinab,
Und alle unerwidert roten Küsse,
Die ich im Traume der Geliebten gab,

Und alle Tränen, die am Morgen rannen,
Als ich erwachte, über mein Gesicht.
Ich werde mich in fernes Land verbannen
Und nicht mehr hören, wenn sie ruhig spricht ...

3
Dein Lächeln, deine roten Lippenzüge -
Das liegt jetzt weit von mir, wer weiß wie weit!
Dies ist vielleicht jedoch nur eine Lüge ...
Ich nehm sie mit mir mit, in Ewigkeit.

Dort werd ich schlafen bis zum jüngsten Tage.
Erwach ich aber, summt in alter Qual
Durch meinen Kopf die letzte, tiefste Klage,
Und was ich trug - in diesem Erdental.

4
Mein Tod soll sanft um Innigkeiten beten
Bei manchem Menschen, dem ich nahe stand.
Nur sie wird meine Seele nie betreten.
Und ewig höhnt mich ihre schmale Hand.

Nur sie, um die ich starb, wird niemals wollen,
Daß nur mein Tod ihr ein Erlebnis sei,
Damit im Dumpfen unter Erdenschollen
Ich noch verraten und verlassen sei.

Collection: 
1918

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