Gustav Falke

  • Sieh, diese Lilie bring ich dir,
    und keiner Rose heiße Glut,
    nein, dieser Lilie weiße Glut
    und meine Liebe bring ich dir.

    Sieh in den keuschen Kelch hinein
    und weide dich an seinem Glanz,
    an seinem Glanz...

  • Drüben du, mir deine weiße
    Rose übers Wasser zeigend,
    hüben ich, dir meine dunkle
    sehnsüchtig entgegenneigend.

    In dem breiten Strome, der uns
    scheidet, zittern unsre blassen
    Schatten, die vergebens suchen...

  • Schmale Wege gingen wir
    Hand in Hand,
    Schmetterling fingen wir
    hart an eines Abgrunds Rand.
    Und mit jedem Falter glaubten wir
    gleich das Glück, das Glück gefangen,
    doch die Finger nur bestaubten wir,
    und...

  • Du schläfst, und meine blöde Liebe
    darf sich auch ihrem Winkel wagen
    und über dich ihr zärtlich Nachtgebet
    mit leisem Mund und lautem Herzschlag sagen.

    Dem hellen Tag ist sie ein schreckhaft Kind
    und liebt Verstecke...

  • Das hab ich dir zu danken,
    daß du die grünen Ranken
    des Glücks zu einem Zelt mir biegst,
    davor du ohne Klagen
    getreu an allen Tagen
    als meines Friedens wache Hüterin liegst.

    Du hörst die leisen Klänge,...

  • Hinterm Deich, weißt du, Schatz,
    hinterm Deich den Sonnenplatz?
    Überm Ginster, überm schwanken
    Hafer hin das Spiel der blanken
    Schmetterlinge. Jetzt ein Schrei:
    eine Möwe flitzt vorbei.
    Einmal auch, wie weit, weit her...

  • Du bist am schönsten früh nach dem Erwachen.
    Auf Stirn und Wangen liegt ein rein Geleucht,
    wie Morgentau auf weißen Lilienbeeten.
    Die Sorgen, die der fromme Schlaf verscheucht,
    stehn ferne noch, und zögern nah zu treten.
    Was mir...

  • Wir gingen still den Fluß entlang
    und sahen Schiffe ziehen,
    die ihren schnellen Reisegang
    sich von dem Winde liehen.

    Da fühlte doppelt ich das Band,
    das mich für immer bindet,
    und drückte zärtlich deine...

  • Weist du noch? Am Brunnen war es,
    Und die blanken Wasser rauschten,
    Und am Marktplatz die Paläste
    Waren steife, stumme Gäste,
    Als den ersten Gruß wir tauschten.

    Westwind strich um alle Ecken
    Und ein Regen...

  • Kühn wollt' auch ich nach Ruhm und Ehren fliegen,
    Der Sonne nah in reinem Glanz mich wiegen,
    Wo königliche Vögel einsam schweben.
    Nun fesselt mir ein einziger Wunsch die Schwingen:
    Zu deinen Füßen sanft mein Lied zu singen
    Und...