Die Lilie

Sieh, diese Lilie bring ich dir,
und keiner Rose heiße Glut,
nein, dieser Lilie weiße Glut
und meine Liebe bring ich dir.

Sieh in den keuschen Kelch hinein
und weide dich an seinem Glanz,
an seinem Glanz und deinem Glanz:
kein Spiegelbild kann treuer sein.

Und sieh im weißen Kelchbett tief
den Fruchtstaub, wie er leuchtend ruht,
als ob aus Blut, aus unserm Blut
ein Kronring da zusammenlief.

aus: Gesammelte Dichtungen von Gustav Falke
Erster Band: Herddämmerglück
Hamburg und Berlin Alfred Janssen 1912

Collection: 
1912

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Sieh, diese Lilie bring ich dir,
und keiner Rose heiße Glut,
nein, dieser Lilie weiße Glut
und meine Liebe bring ich dir.

Sieh in den keuschen Kelch hinein
und weide dich an seinem Glanz,
an seinem Glanz und deinem...

Drüben du, mir deine weiße
Rose übers Wasser zeigend,
hüben ich, dir meine dunkle
sehnsüchtig entgegenneigend.

In dem breiten Strome, der uns
scheidet, zittern unsre blassen
Schatten, die vergebens suchen,...

Schmale Wege gingen wir
Hand in Hand,
Schmetterling fingen wir
hart an eines Abgrunds Rand.
Und mit jedem Falter glaubten wir
gleich das Glück, das Glück gefangen,
doch die Finger nur bestaubten wir,
und...

Du schläfst, und meine blöde Liebe
darf sich auch ihrem Winkel wagen
und über dich ihr zärtlich Nachtgebet
mit leisem Mund und lautem Herzschlag sagen.

Dem hellen Tag ist sie ein schreckhaft Kind
und liebt Verstecke, hüllt sich...

Das hab ich dir zu danken,
daß du die grünen Ranken
des Glücks zu einem Zelt mir biegst,
davor du ohne Klagen
getreu an allen Tagen
als meines Friedens wache Hüterin liegst.

Du hörst die leisen Klänge,
...