Du schläfst, und meine blöde Liebe
darf sich auch ihrem Winkel wagen
und über dich ihr zärtlich Nachtgebet
mit leisem Mund und lautem Herzschlag sagen.
Dem hellen Tag ist sie ein schreckhaft Kind
und liebt Verstecke, hüllt sich gern in Schweigen,
verschüchtert leicht, wo andre lärmend sind.
Du schläfst, und ihre stillen Sterne steigen.
Weit öffnet sich ihr Herz, und in verschämter Pracht
erglüht die keusche Königin der Nacht.
aus: Gesammelte Dichtungen von Gustav Falke
Erster Band: Herddämmerglück
Hamburg und Berlin Alfred Janssen 1912