Heinrich Leuthold

  • Seit ich ein Mal dich umfangen,
    Bin ich nur noch mehr verwaist;
    Ach! vergebens
    In des Lebens
    Wirbel stürz' ich, denn gefangen
    Hält dein Zauber meinen Geist.

    Oft in ungestümem Sehnen
    Heben...

  • Als der Sommersonne Gluthen
    Noch auf den Gefilden ruhten,
    Fühlt' von Poesie und Liebe
    Ich den Busen überfluthen.

    Um die Mauer gelb und traurig
    Seh' ich nun die Rebe ranken;
    Herbstwind weht durch mein...

  • Noch einmal laß, du holde Fei,
    In meinem Arm dich wiegen!
    Das war ein wundersamer Mai,
    So süß und so verschwiegen.

    Ich kann es nicht; doch könnt' ich's auch,
    Ich möchte dich nicht halten,
    Da sich im...

  • Wie der Sturmwind, der über die Haide pfeift
    Ohne Rast, ohne Ruh', ohne sichere Statt,
    So mein heißer Sinn über die Erde schweift,
    So mein Herz, das keinen Freund, keine Heimat hat. -
    Die sanfte blaue Blume im wogenden Korn,
    Die...

  • Wie bist du schön, du tiefer blauer See!
    Es zagt der laue West, dich anzuhauchen,
    Und nur der Wasserlilie reiner Schnee
    Wagt schüchtern aus der stillen Fluth zu tauchen.

    Hier wirft kein Fischer seine Angelschnur,
    ...

  • Mein Kind, das ist der Grund des Uebels:
    Ich kann bei dir nicht stündlich sein;
    Sonst kämst du nicht auf den Gedanken,
    Das Küssen könnte sündlich sein.

    Das Gegentheil will ich beweisen;
    Doch, soll die Wirkung...

  • Liebliches Mädchen, das gleich der Libelle
    Immer von Stengel zu Stengel sich wiegt,
    Das, wie vom Busen der Welle die Welle,
    Treulos sich trennt und an and're sich schmiegt.

    Liebliches Mädchen, das jenen mit Blicken,
    ...

  • (Mignon)

    Buntbeblümte Wiesen dehnen
    Fernhin sich, die Luft weht lind;
    Auf besonnten Wolkenkähnen
    Kam der...

  • I.
    Wenn du nahst, leichtfüßiger als die Horen,
    Träumerisch im eigenen Reiz verloren:
    Alle Blicke, die dir am Munde hangen,
    Nimmst du gefangen.

    Wenn du sprichst, verbreitet sich Wohlgefallen,
    Wenn du...

  • Wie in den Abgrund sieht ein Kind mit Zagen,
    So sieh' dies Herz, zerrissen und voll Wunden,
    Ein Herz, das einst das höchste Glück empfunden;
    Komm', sieh'! und lern' dein eigen Leid ertragen.

    Sieh' diesen Geist, der einst in...