Meine Liebe

Die Lieb' ist die meine,
Die sorgsam ihr Nest
Auf schützender Tugend
Sich bauet so fest,
Daß Fluten und Stürme,
Daß glühende Sonn'
Und nagende Jahre
Nichts tilgen davon!

Die Lieb' ist die meine,
Die nimmer vergißt,
Daß sie auch ein Abstamm
Der Himmlischen ist;
Die nicht sich ereifert,
Nicht hadert, nicht schilt,
Die, duldend, nicht Böses
Mit Bösem vergilt.

Die Lieb' ist die meine,
Die heiteren Blicks
Den Wechsel bestehet
Des launigen Glücks;
Die ist, was sie seyn will,
Nichts Andres will seyn,
Großmüthig im Leben,
Im Tode nicht klein!

Die meinigste Liebe,
Die bleibe dann mein!
Und gieb sie mir wieder,
Elysions Hain!
Dort winkt mir ein Schatten
Aus Tausenden zu! -
O Lina, du bist es,
Erkorenste, du!
(Band 1, S. 453-454)
_____

Collection: 
1826

More from Poet

Liebt, o liebt! Es wird gereuen,
Wer nicht liebt und wieder liebt!
Der verschiebt das Glück von Zweien,
Wer sein eignes Glück verschiebt.

Liebt! das Glück ist in der Schwebe;
Hier ist's, wo es Fuß gewinnt!
Der...

Amor, hold von Scherzen umflogen,
Die er selber sich erzogen,
Spielt' einmal mit Psychen ein Spiel.
Und als Psyche nun, zerstreut,
Weit vom Spiele war, sehr weit,
Da mit einem Lilienstiel
Tippt' er auf der Schwärmerin...

Ob ich der Phyllis Treue schwöre? -
Ja, Phyllis, ja, ich schwöre dir:
Wenn Laura nicht, wenn nicht Elisa wäre;
Dich liebt' ich nur, das glaube mir!

Ob ich dem Rheinwein Treue schwöre? -
Ja, Landsmann, ja, ich schwöre dir:...

Ach! Amor, Herzenzieler,
Wie falsch, wie falsch bist du!
Du spielst, o kleiner Spieler,
Mit Menschenglück und Ruh!

An einem dünnen Faden
Führst du die ganze Welt:
Hochwürdigkeit und Gnaden,
Den Weisen...

Kennst du, Chloe, jenen ungerechten
Kleinen Gott, der Alles hintergeht?
Kennst du jenes Kind, in dessen Mächten
Krieg und Friede, Tod und Leben steht?
Chloe, horch! ich will ihn Dir beschreiben:
Ihn verfehlen sollst du nimmermehr...