Als ich jüngst im Garten wandelte,
Ward mir unverhoffte, tiefe Freude:
Aus dem tiefen Dunkel wirrer Zweige
Winkten mir zwei Blumen wie zwei Augen.
Näher trat ich, durchs Gebüsch mich zwängend –
Sieh, im düst’ren Schatten alter Bäume,
Fast erdrückt vom wuchernden Holunder,
Stand ein armer Strauch der Alpenrose.
Zwischen seinen krummen, mag’ren Ästen
Spann ihr feucht Gespinnst die ewige Nacht;
Abgetrennt von Luft und Sommersonne,
War er leidend Jahr um Jahr gewachsen;
Doch aus Leidensnächten hob er Blüten,
Starke, lächelnde, betränte Blüten,
Seines Ringens Ende, still empor.
Und den Gärtner rief ich: „Diesem Strauche
Gib den besten Platz in meinem Garten.
Tu es bald – ich hab es ihm versprochen.“
Alle Wohner meines Gartens lieb ich,
Halm und Bäume, Frucht- und Schattensträucher;
Doch mit diesem in des Abends Schweigen
Sprech’ ich Worte wie von Mensch zu Mensch.