Mädels, sagt es laut:
Lisel ist 'ne Braut.
Michel thut mich heuren,
Haus und Hof und Scheuren
Sind für mich gebaut;
Ich bin eine Braut.
Michel, der ist mein!
O wie wird mir sein,
Wenn am Dienstag frühe
In die Kirch' ich ziehe?
Und wenn Alles schaut
Auf die Jungfer Braut.
Wenn die G'meinde singt,
Und die Orgel klingt;
Wenn mein Ja ich sage
Zu des Pfarrers Frage,
Und mir schaurt die Haut:
Ich bin eine Braut.
Mit dem Hochzeitkranz
Eil' ich dann zum Tanz.
Hackbrett, Geigen, Pfeifen
Muntern auf zum Schleifen,
Bis der Morgen graut -
Hoh! ich bin 'ne Braut.
Roth wird mein Gesicht,
Wenn er mit mir spricht.
Wenn er mir am Mieder
Krappelt hin und wieder,
Schlägt mein Herz so laut:
Ich bin halt 'ne Braut.
Wenn's doch Dienstag wär'!
'S Herzle wird so schwer.
Schwestern! ist's ein Wunder,
Wenn die Backen 'runter
Mir ein Zährlein thaut? -
Bin ich doch 'ne Braut!
aus: Sämmtliche Gedichte von
Chr. Fr. Dan. Schubart Neue verbesserte Auflage
Frankfurt am Main 1829 (Band 3 S. 44-45)