Guten Morgen!
Groß' und kleine Sorgen,
Weibchen, theilen wir,
Du, die mir im Leben
Gott zum Trost gegeben:
O wie theuer bist du mir!
Guten Morgen!
Hehr und unverborgen
Glänzt das Morgenlicht.
Und das Gold der Sonne,
Weibchen, welche Wonne!
Spielt auf deinem Angesicht.
O, der Freude!
Hier an meiner Seite
Sitzt das holde Kind.
Ihre Finger schweben
Ueber Goldgeweben,
Wie im Blüthenbusch der Wind.
Freudenzähren
Fließen dir zu Ehren,
Der mein Weibchen schuf.
Leicht ist mir der Tage
Zugemeßne Plage
Und ein Spiel ist mein Beruf.
Guten Morgen!
Alle unsre Sorgen,
Weibchen, theilen wir.
Gerne will ich leben,
Gern in Eden schweben;
Aber, Engel, nur mit dir.
aus: Sämmtliche Gedichte von
Chr. Fr. Dan. Schubart Neue verbesserte Auflage
Frankfurt am Main 1829 (Band 2 S. 139-140)