Mit Frohlocken will ich wallen
Durch das Leben bis ins Grab.
Meiner Freude Blüthen fallen
Nicht in wilden Stürmen ab.
Selig schwelg' ich in den Träumen,
Die mein Geist so warm umschlang;
Ida führt zu lichten Räumen
Mich vom nahen Untergang.
Jeder alte Kummer schwindet,
Wie ein trübes Meteor;
Idas Mund hat mir verkündet,
Daß ich nie ihr Herz verlor.
Keine Sorge soll verbittern
Diese göttergleiche Lust,
Denn, gleich Felsen in Gewittern,
Stehet ihre treue Brust.
Mir verlieh Natur, was vielen
Sie versagt, ein zartes Herz,
Gleichempfänglich den Gefühlen
Des Entzückens, wie dem Schmerz:
Doch nun hat sie mich erlesen,
Ohne Harm und Seelenpein,
Vor so vielen tausend Wesen
Glücklich durch mein Herz zu seyn.
Still und ruhig darf ich wähnen,
Daß, von jeder Kränkung frey,
Ich am Ziele meiner Thränen
Und der langen Sehnsucht sey.
Wonnestrahlender und milder,
Als des ersten Kusses Glück,
Kehren neue Freudenbilder
Durch Versöhnung mir zurück.
Wenn die Herzen sich verstehen,
Ruht der Argwohnsvolle Wahn,
Und es facht mit leisem Wehen
Sich zur Glut der Funken an.
Schimmernd in erhöhtem Lichte
Kennt die Treue ihren Lohn,
Und erblickt die goldnen Früchte
Ihrer schönen Hoffnung schon.
Froh das Haupt empor gerichtet
In der Liebe mildem Strahl,
Hab' ich jeden Zwist vernichtet,
Idas Mißtrau'ns bittre Qual.
Obgesiegt hab' ich dem Neide,
Der, von schnöder Wuth entbrannt,
Aus dem Himmel meiner Freude
Mich durch Schmähung weggebannt.
Ohne Vorwurf, ohne Sünde
Theilen wir die reinste Lust.
Gegen alle Höllenschlünde
Stählen wir die veste Brust.
Was der Jahre Lauf zertrümmert,
Was der Flug der Zeiten raubt,
Ist nicht Liebe, denn es schimmert
Ewigjung ihr göttlich Haupt.
Was der Tod auch trenn' und löse,
Wahre Liebe stirbt nicht ab;
Sie, durch die ich jetzt genese,
Sie besieget Zeit und Grab.
Rein ist, wo sie wohnt, der Aether,
Keiner Lästrung Schlange zischt;
Abscheu lohnet dem Verräther,
Der in unsern Bund sich mischt.
Aus: Gedichte von Christian Ludwig Neuffer
Stuttgart bei J. F. Steinkopf 1805