Kronenburg am Sunde

       

Des Abends Purpur sinkt in den Hain herab,
Am Meeresstrand steht herrschend die Festung da;
     Dumpf rollt die Wog’ an des Ufers Kiesel;
     Kulla steht schaurig im Duft der Ferne .

Der Dolen Heer umschwärmet den grauen Thurm,
Laut schreiend streift die Möve der Wogen Haupt;
     Der Sturm verhallt in den Felsengängen,
     Rasselnder Ketten Getön erklirret.

Die Dämmrung schwebet leis’ auf des Meeres Schooß.
Die Woge thürmt sich hoch ans Gestad’ empor –
     Es sinkt die Wolke – das Meer steigt brausend;
     Trübe verlischt der Gestirne Fackel.

Des Pharos Flamm’ entglimmet auf Kullas Höh’;
Sie wehet schwankend unter des Sturms Geheul,
     Das lauter tobt und des bangen Schiffers
     Aengstlichen Flehens verhöhnend spottet.

Das Seegel reißt, und krachend entstürzt der Mast;
Es siedet das Meer und gürtet mit Schaum den Fels;
     Das Schiff zerschellt an der schroffen Klippe –
     Wehklag’ ertönt in des Dunkels Grausen.

Collection: 
1795

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